Pop_News_19.10.21
Ralph Siegel – Der Zeppelin fliegt endlich

Ralph Siegel – Der Zeppelin fliegt endlich

Fünf Jahre hat Ralph Siegel an seinem Traum gearbeitet: Ein Musical über Ferdinand Graf von Zeppelin sowie den letzten Flug der „Hindenburg“ auf die Bühne zu bringen. Nicht zuletzt auf Grund der Corona-Pandemie wurde dieser Traum mehrfach durchkreuzt, Termine wurden verschoben. Doch am 16. Oktober war es endlich so weit: Unter tosendem Applaus feierte Ralph Siegels bis dato erstes Musical, „Zeppelin“ betitelt, seine Welturaufführung.
Nach der Premiere schwärmte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, nur einen von zahlreichen Gästen aus Politik und Kultur: „Musical made in Bavaria. Weltpremiere im Festspielhaus von Neuschwanstein. Der Traum vom Fliegen von Musik-Titan Ralph Siegel: Eine großartige Aufführung mit fantastischer Musik. Dank Impfung und 3 G plus können wir Kunst wieder in vollen Zügen genießen. Kultur braucht Publikum!“
„Wir sind alle begeistert - und vor allem erleichtert“; erklärte Komponist und Produzent Ralph Siegel im Nachhinein. „Nach fünf Jahren hat sich mein Lebenstraum endlich erfüllt! Unser Zeppelin fliegt und wird sicher noch eine lange Zeit weiter fliegen.“ Bereits zur Premiere konnten die Veranstalter rund 20.000 verkaufte Tickets für weitere Vorstellungen vermelden.
Der 76jährige Siegel ist jedenfalls hoch zufrieden, was die Entwicklung seines Musicals betrifft, wie er im Gespräch entspannt zugibt. Mit dem Berliner Buchautor Hans Dieter Schreeb fand er einen kongenialen Historiker und Partner. Siegel selbst schrieb die Liedtexte und die teils dramatische, der Zeit angepassten Musik. Das Musical, das zu Beginn des 20. Jahrhundert spielt, ist eine Mischung aus kritischem Geschichtsunterricht, bester Unterhaltung und emotionaler Lovestory.

Herr Siegel, was fasziniert Sie so an Graf von Zeppelin, dass Sie ihm gleich ein ganzes Musical widmen?
Zunächst mal: Ich wollte schon immer ein Musical in voller Länge komponieren. Doch das habe ich bislang nicht hinbekommen. Es sind mir einige Themenkomplexe durch den Kopf gegangen. Doch so richtig überzeugt hat mich keiner. Und dann erschien mir irgendwann Graf Zeppelin. Den habe ich seit meiner Kindheit verehrt, als Pionier der Luftfahrt, als Helden. Also los, eine Story daraus basteln und musikalisch umsetzten.
Gleichzeitig spielt auch das riesige Luftfahrtschiff „Hindenburg“, benannt nach dem ehemaligen deutschen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, eine entscheidende Rolle in ihrem Stück. Warum dieser Dreh?
Ich habe mich zusammen mit Hans Dieter Schreeb sehr stark in die Historien von Zeppelin und Hindenburg eingearbeitet. Wir stießen auf erstaunliche Unterschiede, gleichzeitig erstaunliche Gemeinsamkeiten. Beide waren von ihrer politischen Haltung eher konservativ. Und dennoch wollten beide hoch hinaus. Demnach gibt es Zusammenhänge. Diese faszinieren.
Zurück zur Moderne: Warum bedurfte es endlose fünf Jahre, bevor Ihr Musical jetzt Premiere feiern konnte?
Das Ding steht seit 2016. Wir hatten bereits einen Premieretermin für den Oktober 2018 in Duisburg. Dann ging das Theater dort pleite. Einige finanziell unterstützende Partner sprangen daraufhin ab. Neue kamen. Im Anschluss hat sich Corona in unser Leben eingeschlichen. Da ging gar nichts mehr von wegen Aufführungen. Trotzdem habe ich stets daran geglaubt, dass es eine Premiere von „Zeppelin“ geben wird. Und irgendwann beschlossen, dieses Projekt alleine zu organisieren und finanzieren. Jetzt bin ich am Ziel.
Wie wichtig war Ihnen der historische Hintergrund auf der einen, wie wichtig der Entertainment-Gedanke auf der anderen Seite?
Beides ist ungefähr gleich stark vertreten. Dieser Mix aus geschichtlicher Genauigkeit und etwa einer fiktiven Liebesgeschichte - so etwas zeichnet für mich den Handlungsstrang eines Musicals aus.
Wie groß ist das Risiko für Sie, seit heraus ist, dass Ralph Siegel alleine für das finanzielle Wesen von „Zeppelin“ verantwortlich ist?
Es ist ein „work in progress“, dem ich mich gerne verschrieben habe. Ein Abenteuer. An dessen Verwirklichung ich immer geglaubt habe. Ich kann schließlich auch mein Haus nicht ins Grab mitnehmen. Aber die Realisierung von „Zeppelin“, die kommt mit rein. Meine Frau Laura ist Koproduzentin. Wir haben lange über dieses Wagnis diskutiert. Sie steht voll und ganz dazu. Ich bin sehr stolz auf sie. Ohne diesen Zuspruch wäre „Zeppelin“ vermutlich niemals abgehoben.
Michael Fuchs-Gamböck/Wolfgang Klauke

Bild © Goran-Nitschke
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