![]() | Pop_News_07.11.25 Elton John „Live from the Rainbow Theatre with Ray Cooper“Keine Stadionhymnen, sondern Seelenfunde! 1977. Die Winzigkeit des Rainbow Theatres lässt das Live-Album „Live from the Rainbow Theatre with Ray Cooper“ als konzeptionellen Gegenentwurf zum sonstigen Klangraum Elton Johns erscheinen. Seine Karriere ist eng mit Größe verbunden: Stadiontourneen, prunkvolle Bühnenbilder, orchestrale Arrangements, visuelle Exzesse. Der Klang lebt in diesen Inszenierungen vom Übermaß, vom expansiven Selbst. Das Rainbow Theatre, mit seiner begrenzten Sitzanzahl und intimen Atmosphäre, kehrt dieses Prinzip um. Eine neue Form von Nähe Die Winzigkeit der Location schafft eine neue Form von Nähe. Akustisch und emotional wird der Klang ertastet- der Raum hört mit. Auf diesem Album entsteht eine völlig andere Musikalität- eine, die nicht deklariert, sondern fragt. Beziehung statt Repräsentation und Mythos weicht dem Moment. Das verändert alles! Von der Kathedrale zum Flüstern Der Flügel klingt nicht monumental, sondern menschlich, die Stimme wird durchlässig, nicht triumphal. Die Percussion wird kommunikativ, fast körperlich spürbar- wie ein innerer Puls. Elton John, der König des bombastischen Refrains, verwandelt sich im Rainbow Theatre in einen Erzähler des Leisen. Es ist keine Flucht, sondern eine bewusste ästhetische Wahl- ein Statement gegen die Überproduktion, gegen des rein Funktionale des Pop. Ein symbolischer Rückzug, der es dem Künstler erlaubt, nicht zu glänzen, sondern zu leuchten- von innen heraus. Die Kontraktion des Kosmos „Live from the Rainbow Theatre with Ray Cooper“ ist ein Rückzugsort, an dem das Ich nicht mehr überbieten, sondern gehört werden will. Es ist der Ort, an dem Klang wieder eine Frage wird- nicht ein Produkt, sondern eine Präsenz. Und gerade deshalb wirkt dieses Live-Album so echt: Es findet nicht in der Weite statt, sondern in der Tiefe. Anna Lila May
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