Jazz_News_05.06.25
Branford Marsalis Quartet – Hommage an Keith Jarrett

Branford Marsalis Quartet – Hommage an Keith Jarrett

„Belonging“ von Keith Jarrett war 1974 ein neues Karrierekapitel des amerikanischen Pianisten. Nach mehreren American Quartet-Veröffentlichungen stellte er zum ersten Mal sein European Quartet vor. Diese LP in Gänze zu interpretieren, ist ein Herausforderung und verlangt einen Plan. Saxofonist Branford Marsalis hatte einen.

Der aus dem US-Bundesstaat Louisiana stammende 64-jährige Marsalis gehört zur Riege der internationalen Jazz-Größen. Die Veröffentlichungen unter seinem Namen – in welcher Konstellation auch immer – sind fast nicht mehr zu zählen. Ebenso wenig seine Kollaborationen mit Kollegen unterschiedlicher Genres. Darunter auch Namen wie Sting, James Taylor, Grateful Dead, die Allman Brothers oder Tina Turner. Er schrieb eine klassische Sinfonie, komponierte für Film und Theater… und wandte sich von Zeit zu Zeit bedeutenden Jazz-Werken zu, um diese neu zu interpretieren. Wie „Belonging“. Branford Marsalis verließ sich auf die Chemie zwischen sich und seinen langjährigen Mitmusikern (Joey Calderazzo – p, Eric Revis – b, Justin Faulkner -dr), um auf Basis der Vorlage eigene Musizierauffassungen und Emotionen in die Songs fließen zu lassen. Manchmal bekommt man den Eindruck, Marsalis versucht den Stücken in Passagen, wo das European Quartet geradezu entfesselt agierte, mehr Ordnung zu geben. Und das nicht im Sinne eines Verfechters musiktheoretischer Regeln, sondern um der Schönheit des musikalisches Moments Willen. Besonders deutlich wird diese unterschiedliche Herangehensweise im unruhigen “The Windup“ und in dem rollenden “Spiral Dance“. Ein Höhepunkt stellt der Blues “‘Long As You Know Your‘re Living Yours“ dar, der in den Achtzigern Gegenstand eines Urheberrechtsstreits zwischen Keith Jarrett und der amerikanischen Band Steely Dan gewesen ist. Branford Marsalis behält die Kraft und Eingängigkeit bei, verändert allerdings rhythmische Betonungen und gibt einen völlig neuen Blick auf den Song frei. Jens-Uwe Berndt

Konzerttermine:
Das Branford Marsalis Quartet kommt nach einer ausgedehnten USA- und Kanada-Tournee ab Juli für ein paar ausgesuchte Auftritte nach Europa
06. Juli, Glynde, England (Love Supreme Jazz Festival)
08. Juli, Rom, Italien (Casa del Jazz)
11. Juli, Rotterdam, Niederlande (Ahoy – North Sea Jazz Festival)
12. Juli, Gent, Belgien (Bijlokesite)

Bild © Jack Smith
Zu den Jazz_News
tonart Ausgabe Frühling 2025/1

Magazin lesen