Pop_News_15.11.24 Platzhirsch KonstantinSeit Dekaden ist es obligatorisch, dass Platzhirsch Konstantin in seiner Heimatstadt München vor vollem Haus spielt. Ganz besonders im alteingesessenen „Circus Krone“, der an diesem letzten „Wiesn-Samstag für 2024“ bis auf den letzten der rund 2.000 Plätze gefüllt ist. Alles wie gehabt, wie es ein soll. Doch das Programm ist brandneu: Der „Soundtrack meines Lebens“ besteht großenteils aus Musik für Filme, die Multitalent Wecker komponiert hat, bei denen er teilweise auch als Mime mitwirken durfte. Der Maestro selbst ist nicht nur mit Raspel-Haarschnittt, sondern auch einem verschmitzt-entrückten Lächeln auf den Lippen ausgestattet. Letzteres ist verständlich, wenn man die vierköpfige Begleitband das erste Mal hört. Fany Kammerlander, Norbert Nagel, Jürgen Spitschka und der Alt-Vertraute Jo Barnikel sind allesamt virtuose Multi-Instrumentalisten. Zum Einsatz kommen Piano, E-Bass, umfassendes Schlagwerk, Fagott, Saxophon, Waldhorn, Cello und einiges mehr, was einen unfassbaren Klang-Kosmos kreiert. Mittendrin der 77jährige bajuwarische Entertainer, mal hinterm Piano, weit öfter hinterm Mikrofon als Sänger, Geschichtenerzähler, Charmeur. Los geht der 3-Stunden-Ritt durch eine bunte Werkschau mit einem wilden „anarchischen Song“, wie Wecker verlauten lässt, eine verbale Breitseite gegen alte und neue Faschisten. Danach startet das ewige Super-Talent mit der Cineastik. „Meine Anfänge beim Soft Porno-Metier erspare ich euch“, schmunzelt der Schelm. „Ernst wurde es bei Margerethe von Trottas Streifen „Schwestern oder die Balance des Glücks“ von 1979. Dafür schrieb ich nicht nur die Musik, sondern war auch in einer kleineren Rolle zu sehen“, erinnert sich der Laiendarsteller. Die Kult-Rgisseurin hat sich an jenem Premiere-Abend unters Publikum begeben. Wecker begrüßt sie herzlich - wie später auch Diva Senta Berger oder „Schtonk!“-Drehbuchautor Ulrich Limmert. Der Pulk tobt. Weiter geht’s in Weckers variantenreicher Filmographie: „Die weiße Rose“ von Michael Verhoeven samt der dazu gehörigen Musik, „Peppermint Frieden“ mit Weltstar Peter Fonda in der Hauptrolle, Helmut Dietls TV-Kult-Serie „Kir Royal“ oder ein „Mann für jede Tonart“ von Peter Timm und und und. Immer wieder taucht wie ein überirdisch schönes Traum-Gespenst als Spezialgast auf: die russische Sopranistin Elvira Karakhanova. Sie singt solo aber auch Duette mit dem Maestro, etwa „Jetzt, da du Abschied bist“ oder die deutsche Version von Lucio Dallas Klassiker „Caruso“. Gänsehaut-Dauerzustand! Und dann ist es 23 Uhr, alle Zugaben sind gespielt. Ein herrlicher Abend voller Erinnerungen, Wehmut, Lebensfreude, Wut ist zu Ende. Letzte Verbeugung der Helden, letzter frenetischer Applaus. Und ab! Michael Fuchs-Gamböck Bild © Florian Moser
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